Übermacht des Staates

Übermacht des Staates

18.3.1013

Als junger Mann habe ich mich dieser scheinbaren Übermacht des Staates vollkommen hilflos ausgeliefert gefühlt. Diese Ungeheuerlichkeit, dass jemand mit Waffengewalt durchsetzen kann, dass ich mich überall, auch im Intimbereich berühren lasse, kam mir vor vor wie eine übertriebene Passage aus einer düsteren Dystopie. Als ich das erste Mal davon gehört habe, dass dergleichen wirklich vom Gesetz geschützt sein sollte traute ich meinen Ohren nicht. Ich war mir sicher, dass ich mich verhört hatte. Aber nein das hatte ich nicht. Ein Gefühl der vollkommen Ohnmacht und Hilflosigkeit überkam mich. Als Einzelner vor diesem riesigen Apparat von Bürokraten, Ämtern, Autoritäten und Strukturen, der seine Macht notfalls mit Hilfe von Bewaffneten und Uniformierten durchsetzt, zu stehen war die größte Einsamkeit die ich je erleben musste. Und dann war da das ungute Gefühl, dass es scheinbar keinen zu stören schien. Was ist denn mit mir los, dass ich scheinbar als Einziger finde, dass erzwungene Nacktheit etwas unnatürliches und perverses ist? Was ist denn mit mir los, dass ich es nicht in Ordnung finde, nicht selber über meinen eigenen Körper entscheiden zu dürfen aber alle anderen scheinbar schon? Warum muss ich das Recht auf Selbstbestimmung abtreten nur weil ich als Mann zur Welt gekommen bin? Wieso wird sehr viel öffentliches Geld für Kampagnen ausgegeben, die Mädchen und Frauen dazu aufruft auf ihr Gefühl zu hören und wenn sie “nein fühlen” auch “nein” zu sagen und warum werden gleichzeitig Gesetzte verteidigt, welche Männern bewusst verweigern auf ihr “nein – Gefühl” zu hören? Bin ich als Mann weniger wert als eine Frau? Ist meine Sexualität weniger schützenswert als die Sexualität  einer Frau? Muss man sich weniger um den Schutz meines Schamgefühls bemühen als um den Schutz des Schamgefühls einer Frau? Diese Fragen und Verzweiflungen plagen mich, seitdem ich meinen Musterungsbescheid erhalten habe. Und aus diesem zermürbenden Kreislauf der Gedanken komme ich einfach nicht mehr raus.

Das Lesen auf der BASTA Homepage hat mich zeitweise noch trauriger gemacht. Da fragen Leute nach, nennen das Kind beim Namen und niemand möchte etwas damit zu tun haben. Da reden Männer über ihre Gefühle und alles was man von offizieller Seite tut ist ihnen ein paar Paragrafen um die Ohren werfen, die scheinbar alles legitimieren. Aber was bitte sind das für Paragrafen die Traumata hervorrufen? Und was für Menschen sind das, die Paragrafen verteidigen, die Menschen traumatisieren?

Dabei wäre die Lösung so einfach. Behandelt die Männer so, wie ihr auch die Frauen behandelt. Das kann doch nicht zu viel verlangt sein. Gleichberechtigung zu fordern ist doch keine Unverschämtheit oder Dreistheit. Aber genau so reagieren die Verantwortlichen.

Aber auch wenn das lesen auf der BASTA Homepage das Gefühl der Ohnmacht zunächst verstärkt hat, scheint es mir dennoch die einzige Möglichkeit zu sein etwas zu ändern. Denn sonst können die Verantwortlichen weiterhin so tun als gäbe es kein Problem, als wäre die Welt in den KWEAs in Ordnung.

Aber das wichtigste ist, dass die Platform BASTA mir die Sicherheit gegeben hat, dass ich nicht der einzige bin, der diese Umstände als mit der Würde des Menschen unvereinbar einschätzt. Das nicht meine Gefühle “falsch” waren und sind sondern das Handeln der Verantwortlichen falsch war und ist.

Ich hoffe, dass eines Tages offen über diese Form des Missbrauchs gesprochen werden kann und dann nicht mehr ich derjenige bin, der sich dafür schämt die Musterung als Missbrauch empfunden zu haben, sondern dass sich diejenigen die dafür verantwortlich sind dafür schämen müssen.

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